Konzert mit dem Württembergischen Kammerorchester, Heilbronn
Uraufführung von Jose Bardanashvili’s “The Passed Train”
(Konzert für Klarinette, Mandoline & Streicher)
Dirigent Harris beherrscht das alles mit Souverenität: Sicher führt er WKO und Solisten durch die Partitur, gibt exakte Einsätze und lässt sich von der Lust der Musiker anstecken, wenn er in die Knie geht oder vom Podest springt, um sein Dirigat bildreich zu untermalen.
Stimme (Heilbronn)
Mahler 5. Sinfonie – Gera
“Der Architekt & sein Baumeister”
….. Der Geehrte selbst ist unter der erdrückenden Last unzähliger Blumensträuße sichtlich bewegt
Es geht um einen Abschied. Denn zusammen mit dem Intendanten verlässt auch der Generalmusikdirektor die Stadt: Russell N. Harris, fünf Jahre lang nicht immer unumstrittener Chefdirigent der Geraer Philharmoniker verabschiedet sich in seinem letzten Sinfoniekonzert mit dem, was er am besten kann – mit einer Sinfonie von Gustav Mahler. Dieses Mal hat er nach einer gut gearbeiteten aber bisweilen ungenau gespielten Schubert-Fünften vor der Pause für den zweiten Teil Mahlers Fünfte… gewählt, jenes querstehende Stück absoluter Musik, das drei programmatischen Sinfonien folgte.
Harris weiß, wovon das Werk handelt. Er versteht es, im Scherzo die Zerrissenheit wie eine Karikatur zu fokussieren, in den Ecksätzen die lärmende Fassade erst erstehen zu lassen und später mit gewaltigem Getöse wieder einzureißen. Sicher mag gerade im Zentralsatz, um den sich die gesamte Sinfonie gruppiert, die von Harris angeschlagene Langsamkeit befremdlich wirken, doch sie trifft recht genau jenen Ton, der Mahler wohl vorschwebte, als er ein Scherzo komponierte, das an allen Ecken und Enden knirscht und aus den Fugen gerät.
Ist der Dirigent der Architekt jener gewaltigen Kathedrale, die an diesem Abend in Gera vorgeführt wird, so ist der glänzend aufgelegte Sascha Eilert sein Baumeister. Denn Mahlers Fünfte ähnelt stellenweise einem Bläserkonzert. Nicht nur, dass der Solotrompeter im ersten Satz jenen gewaltigen Trauermarsch intonieren und führen muss, er hat auch später noch genug zu tun. Allein schon die Bläserchoräle im zweiten und fünften Satz sind kraftaufwändiger als so manch andere Sinfonie im Ganzen.
Die Leistung färbt auf die Kollegen ab. Selten in der Vergangenheit präsentierte sich die Blech-Gruppe derart homogen, gewann man schmetternder Schlachten-Musik so viel Schärfe ab. Nur im vierten Satz schweigen die Bläser. Die Streicher präsentieren jenes Adagietto (den Hit aus Viscontis „Tod in Venedig”) glücklicherweise ohne jeden Schmachtende Schmalz, spielen dabei um vieles konzentrierter als noch im unpräzisen Scherzo. Es hätte ein musikalisches Kabinett-Stückchen sein können – würde nicht die verstimmte Harfe den Hörer aus allen Träumen reißen.
Bei derlei stilistischem Gefühl für Gustav Mahler, wie es Russell N. Harris auch mit dieser Sinfonie wieder bewies, schmerzt sein Weggang doppelt. Denn das Geraer Philharmonische Orchester wird nun nicht nur in der nächsten Saison ohne einen Chefdirigenten spielen, zugleich bleibt auch der von Harris so überzeugend begonnene Mahler-Zyklus nach gerade mal vier spannenden Sinfonien unvollendet. Schade drum!
Ostthüringer Zeitung
mehr “Mahler – Gera”
Cosi fan tutte – Deutsches Nationaltheater, Weimar
Russell Harris, der englische Gastdirigent – auf Anstellung dirigierend, wie man hoffnungsvoll hörte – gab ihnen aber auch alle schwebende Leichtigkeit. schwerelose Heiterkeit und das zärtliche Empfinden, das dieser Mozart braucht und bewies am Pult der glänzend disponierten Staatskapelle ein ausgesprochenes Verhältnis zu Mozart. Angefangen von einer Ouvertüre von unerhörtem Drive und geradezu blitzende Bravour bot er einen geistspruhend spritzigen, ganz durchsichtigen Mozart, der eienen ganzen Abend über nichts von diesem anstekkenden Schwung verlor. – Thüringer Tageblatt
Russell Harns dirigierte einen Mozart, bei dem sich… die lyrisch aus-schwingenden und die dramatischen Elemente wie zwei Seiten einer Medaille nahtlos zu einer Einheit verbanden. Er verstand es, die große Linie einzuhalten. mit Gespür für Einzelheiten, und er bezog die Sanger mit ausgefeilter Ensemblekultur in das gesamtklangliche Geschehen ein. Es wurde eine Opernpartitur als musikalisches Kunstwerk erlebbar gemacht. – Tageblatt
mehr “Cosi fan tutte – Weimar”
Carmen – Deutsches Nationaltheater, Weimar
Russell Harris dirigierte die Staatskapelle mit Verve, Spannkraft im dramatischen Fortissimo, wunderschönes Leuchten in verhaltenen Passagen produzierend. – Thüringer Landeszeitung
Einen Wirbel entfachte Russell Harris mit der Staatskapelle Weimar. Mit Prägnanz im Rhythmischen sowie mit lieblichen Klangbildern in den Akt-Vorspielen, mit schönen Solostellen und feurigen Tuttis war das Orchester auf gutem Wege zum Alles. – Thüringer Allgemeine
Arabella – Deutsches Nationaltheater, Weimar
Esprit und Prägnanz zeigte Russell Harris mit seiner letzten Arbeit am DNT. Unter seiner temperament-vollen Stabführung vermochte die Staatskapelle Weimar üppiges Blechgetön und lieblichen Violinen-schmelz ins rechte Verhältnis zu stellen. Russell Harris bewies Nerven, hielt den Apparat mit atemlosen Drive zusammen, wo-bei natürlicherweise jenes verklärte Nachtauschen, jene sich genußvoll dehnende elegische Walzer-seligkeit unausgebreitet blieb.
Thüringer Allgemeine
Faust, eine Travestie (Luca Lombardi) – Deutsches Nationaltheater, Weimar
(Deutsche Uraufführung)
Russell Harris musiziert mit der Staatskapelle Weimar diese Partitur voller Intelligenz, gibt ihr Durchsichtigkeit und Farbreichtum und läßt sie in dieser Breite ihre erstaunliche Einheitlichkeit beweisen. – MDR-Kultur
Den italienisch leichten Umgang mit deutscher Klassik und Tragödie spiegelt in der Weimarer Erstaufführung vor allem die Musik. Russell Harris und die bestens vorbereitete Staatskapelle Weimar wechselten ständig die Perspektiven von Lombardis Musik… Noch prägnanter, treffsicherer und schlagfertiger als in Basel… – Frankfurter Allgemeine Zeitung
Unter der nervigen Leitung des… Engländers und ersten Hauskapellmeisters Russell Harris musiziert die Staatskapelle überaus inspiriert und sensibel… – Opernwelt
mehr “Faust – Weimar”
Dido & Aeneas – Gera
Dieses die Spielzeit krönende Erlebnis ist zweifellos Russell Harris zu danken, dessen Einsatz für den großen Landsmann an sich schon ein Verdienst darstellt: daß er sich auch als bester Kenner barocker Aufführungspraxis zu erkennen gibt, überrascht beim Repertoire-Theater unserer Tage.
Thüringische Landeszeitung